Wie wir die Küste der polnischen Ostsee entdecken erfahrst du in diesem Beitrag. Vielleicht findest du noch ein paar Tipps, die deine Reise nach Polen noch verschönern.
Auf Wiedersehen!
Wieder einmal gab ich mit gemischten Gefühlen am Donnerstagmorgen den Schlüssel zu meinem Zimmer ab. Im Dock Inn Hostel fühlte ich mich sehr wohl und ich genoss das Leben an der Ostsee. Es war wirklich schade schon wieder zu gehen. Doch auf der anderen Seite freute ich mich unglaublich auf die folgenden Tage, denn meine Reise geht nicht mehr allein weiter! In den vergangenen Tagen hatte ich kaum Kontakte zu Menschen, ausser dem Personal der Rezeption. Ich kann durchaus allein sein, doch genau so gerne bin ich in Gesellschaft mit anderen Personen. Es fehlte mir so sehr die Eindrücke zu teilen und andere Meinungen zu hören oder mit jemandem ausgelassen zu lachen.
Berlin… schon wieder!
Kurz vor dem Mittag stieg ich in den Zug Richtung Berlin. Mit jeder Haltestelle wechselte die Welt um mich herum mehr. Menschen stiegen aus, andere wieder ein. Wo zuerst ein altes Ehepaar sass, unterhielt sich nun ein Punk-Pärchen. Es ist so faszinierend genau zu sehen, ob man nun aufs Land oder in die Stadt fährt. Durch meine Kopfhörer drang manchmal der Klang einer Stimme eines Podcast, manchmal die Melodie eines Lieds. Wälder und Felder zogen an mir vorbei und die Sonnenstrahlen fielen in mein Gesicht.
In Berlin angekommen traf ich mich mit Dani. Er reiste bereits den langen Weg aus der Schweiz bis nach Berlin. Nach einer kurzen Pause und einem Kurztrip zum Alexanderplatz nahmen wir den Zug in Richtung Polen. Einen Zug hatten wir reserviert und wir konnten in einem sechser Abteil sitzen. Der nächste Zug reservierten wir jedoch nicht und er war wirklich sehr voll! Einen Sitzplatz hatten wir nicht und wir mussten uns mit einem Stehplatz im letzten Wagen zufriedengeben. Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont entgegen während die Felder und der Himmel im schönsten Licht goldig leuchteten. Durchs Fenster am Ende des Zuges blickten wir auf die Gleise und die schöne Landschaft, die der Zug hinter sich liess. Kurz vor Mitternacht erreichten wir endlich unser Ziel.
Danzig
Danzig. Eine polnische Stadt mit farbigen Häusern an der Ostsee. Auch dieser Ort wurde während des Zweiten Weltkriegs zerstört und dann neu aufgebaut. Die Martwa Wisla, ein Zweig der Weichsel, trennt die Stadt in verschiedene Teile. Unser Hostel, das Five Point Hostel, war unweit vom Bahnhof entfernt und zum Glück sehr unkompliziert, was das späte Check-In anging.
Schöne Häuser und Schiffe
Ausgeschlafen machten wir uns am Freitag auf den Weg in die Stadt. Immer wieder sieht man wundervolle Malereien an den Hausfassaden und verleihen den Backstein- und Betonhäusern einen künstlerischen Touch. Bald standen wir vor einem ehemaligen Frachtschiff, das man besichtigen konnte. Gegenüber befand sich ein grosses Schiffsmuseum, welches wir auch gleich besichtigten. Die Ausstellung zeigte den Bau der ersten Schiffe, erstreckte sich über die Kolonialisierung, Industrialisierung, über die Kriegszeit bis hin zur heutigen Seemannszeit.
Entdeckungstour durch Danzig
Da wir nach der grossen Ausstellung sehr hungrig waren, verschoben wir die Besichtigung des Frachtschiffs auf den nächsten Tag. Wir fanden ein kleines Restaurant in der Nähe des Flussufers. Es gab Ramen, die laut Karte keine Ramen waren, Tee und Mate. Nach dem Essen schlenderten wir durch die Gassen Danzigs. Hier und da entdeckten wir alte Bunker, die nun das Gehäuse von Clubs oder Kinos sind. Auch in dieser Stadt gibt es ein Weltkriegsmuseum, welches wohl das architektonisch auffälligste Haus ist.

Endlich wieder plaudern!
Wir machten es uns auf einer Bank bequem, genossen die angenehme Wärme der Sonne und redeten über Gott und die Welt. Ach, wie hat das mir gefehlt! Beim Eindunkeln packten wir Kameras und Stativ und setzten uns ans Ufer der Martwa Wisla, um einige Bilder zu knipsen.

Leinen los!
Am nächsten Morgen erkundeten wir noch das grosse Frachtschiff, welches du auf dem Bild open sehen kannst. Mit viel Fantasie versuchten wir uns den Alltag der Matrosen auszumalen. Wir beschlossen, ab jetzt nur noch mit dem Schiff zu reisen.
Halbinsel Hel
Das nächste Ziel liegt auf der Halbinsel Hel. Sie besteht aus einem traumhaften Strand, einem Stückchen Wald, einigen Häusern und einem Hafen. Zu Fuss ist man innerhalb 15 Minuten auf der anderen Seite der Insel. Die Ortschaft Jastarnia, in der wir eine Nacht verbrachten, ist ein Badeort für wahrscheinlich grösstenteils polnische Touristen. Die Feriensaison hat hier aber noch nicht gestartet und viele Restaurants basteln noch an den letzten Feinschliffen der Einrichtung und Häuser herum.
Wir übernachteten auf einem Campingplatz direkt am Meer. Auch hier liefen die Vorbereitungen für den Ferienstart auf Hochtouren. Wir fühlten uns aber trotzdem sehr wohl und willkommen. Am Abend gingen wir zum Strand, um den Sonnenuntergang zu sehen. Es war einfach traumhaft! Der helle Sand und das blaue, klare Wasser erinnerten uns an einen Bilderbuchstrand auf der anderen Seite der Welt. Einmal mehr wurde mir bewusst, dass man nicht weit reisen muss, um ein Paradies auf dieser magischen Welt zu finden. Und liebe Leser, man muss auch nicht immer fliegen, um ein schönes Abenteuer zu erleben!

Abendessen im verlassenen Dorf
Später assen wir in einem Restaurant Abendessen. Es war Samstagabend, die Strassen jedoch auffällig leer. Auch die Bars und Restaurants hatten nur wenige Gäste. Hier gab es keine englische Speisekarte und die Bedienung musste uns einiges übersetzen. Wir entschieden uns für eine vegane Mahlzeit. Wenn wir es nicht gewusst hätten, dass keine tierischen Zutaten dem superleckeren Essen zugefügt wurden, wäre es uns nicht aufgefallen. Auch unser Aufenthalt in Jastarnia ging zu Ende und am nächsten sonnigen Morgen stiegen wir bei angenehmen 20°C einmal mehr in den Zug. Wir hatten das Gefühl, dass mit jedem zurückgelegten Kilometer die Thermometeranzeige stieg. Unser Ziel war Stettin, in der Nähe der Grenze zu Deutschland. Bei erdrückenden 30°C suchten wir unsere Bleibe.
Planung ist alles
Als wir ankamen, war niemand da und nirgends war ein Hostel zu erkennen. Dani rief auf einer Nummer an, die auf booking.com angegeben war. Der Besitzer des Hotels befand sich in der Nähe vom Bahnhof und wir mussten dort den Schlüssel abholen. Also machte sich der liebe Dani wieder zurück zum Bahnhof während ich mit dem Gepäck wartete. Eine halbe Stunde später traten wir in das grosse Gebäude ein. Die mehreren Stockwerke wurden durch lange Gänge getrennt, die an einen Horrorfilm erinnerten. Im obersten Stockwerk befand sich unsere Unterkunft. Eine ehemalige Wohnung, in denen verschiedene Zimmer vermietet werden. Als wir unsere Zimmertür öffneten standen wir vor einer steilen Treppe, die ins Dachgeschoss führte. Mit unseren grossen Rucksäcken quetschten wir uns hinauf in die Hitze des ausgebauten Dachs. Wir waren erschöpft von der Temperatur und der langen Reise, die wir einmal mehr ohne Sitzplatz zurückgelegt hatten.
Sommergefühle an der Westoder
Nach einer kurzen Pause suchten wir ein Restaurant auf. Auch in Stettin ist alles sehr zentral und gut zu Fuss erreichbar. Eigentlich gleich um die Ecke fanden wir ein ukrainisches Restaurant. Begleitet von östlicher Musik, Blumen und nettem Personal gönnten wir uns ein leckeres Abendessen.
Unser Verdauungsspaziergang führte uns an das Ufer der Westoder. Es roch nach geschmolzener Schokolade aus einem Restaurant, das wir leider nicht fanden, junge Leute verweilten auf Bänken, tranken, lachten und tanzten. Die Stimmung war sommerlich und ausgelassen.

Auf den Strassen von Stettin
Wir waren verwundert, wie sehr man hier den Einfluss des Ostens spüren kann, was ich in anderen Städten Polens nie so wahrnahm. Der Beton der Strassen zerbrach an vielen Orten und es gab viele verlassene Plätze, auf denen irgendwelche Dinge gelagert werden. Hier und da hörte man Leute herumschreien und Motore von Autos aufheulen, an denen bestimmt irgendetwas herumgeschraubt wurde, damit sie schneller und lauter durch die Strassen holpern können. Durch die Stadt führen mehrere Mehrspurige Strassen, die kaum befahren sind. Die Strassenlichter reflektierten im Wasser der Westoder, die Sterne leuchteten am schwarzen Himmel und ich genoss die sommerliche warme Luft. Ferienstimmung lag in der Luft und trotz den schönen Gefühlen, war ich froh nicht allein zu sein, in einer Stadt, die mir fremd und irgendwie auch gefährlich vorkam.
Berlin, Berlin, Berlin
Früh morgens riss uns der Wecker aus dem Schlaf. Draussen war es bereits hell aber noch angenehm kühl. Die Reise ging weiter, wieder nach Deutschland. Einmal mehr fuhr ich während meiner Reise nach Berlin. Am Abend planten wir den Nachtzug in die Schweiz zu nehmen. Bereits um 09:30 schlossen wir unser Gepäck in ein Schliessfach im Berliner Hauptbahnhof ein. Mit dem Tram fuhren wir ins Haferkater, wo es leckere Porridges mit verschiedenen Toppings gibt. Ein perfektes Frühstück!
Es fühlte sich nach der Fahrt von Stettin nach Berlin so an, als wäre es schon Mittag. Gestärkt und munter schlenderten wir durch die Strassen und vergassen uns in Bücherläden. Dani war auf der Suche nach einem Hut und ich suchte ein neues Portemonnaie. Der Reisverschluss meines verlorenen Portemonnaies hat mich einige Tage nachdem ich es verloren hatte, im Stich gelassen.
Checkpoint Charlie
Unser nächster Halt war der Checkpoint Charlie. Wir beide wussten beide nicht viel über den ehemaligen Kontrollpunkt zu DDR-Zeiten. Umso spannender war es, die schwarz-weiss Bilder der Strasse zu sehen, auf der wir standen. Der einzige Unterschied: Im Jahr 2019 gibt es hier zum Glück weder unzählige Panzer, noch eine Mauer, die das Leben dieser lebendigen Stadt trennt.
Die Sonne stand schon bald weit oben am Himmel, gab ihr bestes und uns lief der Schweiss. Also setzten wir uns unter einen Baum und erfrischten uns mit Mate und Limonade. Vor uns flossen literweise Wasser die Spree herunter und gleich dahinter sahen wir die letzten Teile der Berliner Mauer, die mit Graffitis zu einer Farbenpracht verkünstelt wurden. Die letzten Stunden in Berlin verbrachten wir in kleinen Hipster Läden und riesigen Second-Hand-Häusern. Bei einem letzten Imbiss liessen wir unseren Trip auf dem Bahnhofsplatz ausklingen. Der Himmel war nun bedeckt von Wolken, in denen sich ein Theater von Blitzen abspielten. In der Ferne donnerte es. Grosse Schulklassen watschelten ihren Lehrern über den grauen Platz hinterher. Sie kicherten und hüpften herum wie ein Hühnerhaufen. Wir erinnerten uns an diese Zeit zurück, die für uns noch nicht einmal so lange her ist.
Bald war es Zeit unser Gepäck zu holen und zum Zug zu gehen. Unsere erste gemeinsame Reise war leider schon vorbei. Unsere nächste Reise, mit den wohl schönsten Momenten meines Lebens findest du hier.